Alleine gegen die T-Error-Com

„Ich will mich nicht auf so etwas einlassen, aber welche Wahl bleibt mir schon? Heutzutage lässt man einem keine Wahl. Ich kann’s schiessen lassen – aber was wird das nächste sein?“
–Ernest Hemingway, „Haben und Nichthaben

 

Teil 1: 5200070893460001 – A Cyberspace Odyssey oder „Laser Harris“ schlägt zu

Ich bin Programmierer, gewohnt die Dinge zu sehen, wie sie dümmstenfalls ausgeführt werden. Trotzdem ahnte ich noch nichts allzu Schlimmes, als eines Sonntag Morgens der Proxy-Server des kleinen Netzwerkes in welchem meine Vorstellungen -oder die meiner Kunden- zu Code und schließlich zu Web-Applications reiften und das mich mit dem Rest der Welt (d.h. mit dem Internet) verband, anstatt der Besuchsstatistiken meines Webservers ein beleidigtes „501 – Bad Gateway“ lieferte.

Normalerweise dauern solche Unterbrechungen das Datenstroms nur die wenigen Sekunden, die der Router braucht. um mich erneut am Gateway in Internet anzumelden. Ich wechselte also ein „Guten Morgen“ mit meiner Freundin, die mittlerweile aufgestanden war und sich zum Kaffe in mein Arbeitszimmer eingefunden hatte. Trotz des notorischen Platzmangels und der Gefahr, von einem der antiken Supercomputer, die dort zur niemals endenden Restauration herumstehen und mit ihren Cases, Monitoren und Peripheriegeräten eine Wand des Raums in eine Art kubistischen Zoo verwandelt haben, und deren Kabel wie Unterholz kreuz und quer durch den Raum verlaufen, begab sich aus unerfindlichen Gründen jedermann, der unsere Wohnung betrat sofort dorthin. Genau gesagt, begab sich jeder sofort auf die geräumige, einst rote Couch, welche die gegenüberliegende Wand dominierte und einen beeindruckenden Ausblick auf die „Blinkenlichts“ des Computerzoos bot, wenn man sich erst einmal durch den Kabelsalat geschlagen hatte.

Dies war neuerdings wieder gefahrlos, wenn auch nicht mühelos möglich, nachdem ich das Vorhaben, einen Laserprinter aus den 1980 Jahren wiederzubeleben endgültig aufgegeben hatte, was mir sehr schwer fiel. Das gute Stück musste seinerzeit ein paar zehntausend Dollar gekostet haben, es muss damals das High-End-Produkt schlechthin gewesen sein, die Mutter aller Laserdrucker, der Stolz der Chefetage mit den Dimensionen und dem Gewicht einer halben Waschmaschine. Leider war er nicht einmal von einer passend angeschafften SPARC-Station dazu zu bewegen, auch nur eine Testseite zu drucken. Dafür hatte der mürrische Blechklotz eine ganze Anzahl anderer Überraschungen auf Lager, die ihm zum Tiger im Zoo machten. Wehe, Seine Majestät, der König des Kabeldschungels fand sich mit Gerätschaften niedrigeren Standes an der selben Strippe – sogleich folgte eine Demonstration Seiner Macht über des Pöbels‘ Sicherungskasten. Einmal bekam er Wind – oder eher keinen Wind – von der nicht vorhandenen Klimatisierung Seiner Umgebung; seither weiß ich, dass Druckgeräte dieser verflossenen Epoche noch einen richtigen Laser besitzen, mit dem sich mühelos alles Papier im Umkreis eines halben Meters in Brand stecken lässt. Der Stromschlag, den ich zum Dank für das Löschen Seiner Suizidialität verliehen bekam, liess mich überlegen, ob ich ihn „Damien“ oder lieber „Bomber Harris“ taufen sollte. Ich entschloss mich für „Laser Harris“ und fuhr ihn zur Feier Seiner Taufe auf den Elektroschrott.

Auf die Frage „Geht dit Ding noch?“ antwortete ich bayerisch-hinterfotzig „Schon, kriegst aber keine Treiber mehr dafür…“ und beobachtete mit einem verhohlenen Lächeln, wie ihn die beiden Bediensteten „zur Seite“ stellten. Sollte er jemandem zulaufen: Er ist etwa einen viertel Kubikmeter gross, hellbraun und hört auf den Namen „Laser Harris“. Er mag gerne Starkstrom und ist nicht gerade kinderlieb…

Was weiter geschah:

Eigentlich bin ich seit Oktober 2005 kein T-Irgendwas-Kunde mehr.Nach fast zwanzig Jahren als Bezahlvieh dort, hatte man mich nachhaltig und unbarmherzig vergrault. Dachte ich zumindest. Doch wen die blinde, taube Datenkrake (Belege folgen, holen Sie sich lieber erst mal einen Whiskey, „Mr. TeleTubbie-Rechtsabteilung“, den werden Sie noch nötig haben – und beantworten Sie sich im Geiste die folgende Frage: Wie heisst der Datenschutzbeauftragte der Telekom, und wie kann ich als Kunde ihn erreichen? Keine Ahnung, kein Problem: Niemand bei T-Online, oder der Telekom wusste bisher die Antwort. Weder eine einzige Supportmitarbeiterin, noch deren Teamleiter, weder die Technik, noch die Kundenbetreuung. Der interessierte Leser möge sich unter 0800330100 überzeugen, wie ernst man dort die Sicherheit seiner Daten nimmt. – Schmeckt der Whiskey? Dachte ich mir.) erst einmal in der Kur hat, den lässt sie nicht mehr so einfach los.
Seit drei Wochen bin ich angeblich wirklich nicht mehr Kunde dort. Angeblich. Vor drei Wochen entdeckte ich, dass die Telekom noch immer fröhlich abbuchte. Ich fragte also nach, weshalb. Die erste Supportmitarbeiterin warf mir den Hörer hin, als ich sie fragte, warum denn Geld von meinem Konto zur T-Errorkom flösse, obwohl sie „mich nicht mehr im Computer“ habe. Die zweite genauso. Schliesslich geriet ich, wie auch immer, an die geheimnisvolle Niederlassung Berlin, deren Nummer dem gewöhnlichen T-Opfer niemals preisgegeben wird.

Dort hatte man allerdings

  • a) keine Ahnung
  • b) keine Lust
  • c) war sowieso nicht zuständig
  • d) einen seltenen Sinn für meinem Galgenhumor

So weit vorgedrungen hatte ich also etwas bessere Karten als gegenüber dem gewöhnlichen Callcenterpersonal, welches mir spätestens an dieser Stelle den Hörer hingeworfen hätte. Ich werde an geeigneter Stelle den T-sauberspruch verraten, „sie zu knechten und an den Hörer zu binden“. Es gibt ihn wirklich, aber es erfordert jahrelange Mühsal ihn zu erfahren und ausserordentliches Geschick und innere Kraft seines Trägers, denn die schwarzen Postschnecken werden alles daran setzen, ihn zurückzubekommen – aber dazu später.
Der Mann in der Niederlassung, hatte schliesslich ein Einsehen, dass dies tatsächlich der -offenbar noch nie eingetretene- Fall sei, wo man einen unwürdigen Sterblichen, den man gewöhnlich nur seiner Habe beraubt und von dannen jagt, mit dem Subzentrum der bösen Macht, dem mittleren Management, unter T-Erroristen das Back-Office genannt, verbindet. (Na, Tsauberlehrlinge, dämmert’s?)

Das Back-Office jedoch in seiner schrecklichen Pracht ist prinzipiell nicht erreichbar, auch für Tempeldiener nicht. Man versprach, mich zurückzurufen. Das Unglaubliche geschah. Man rief zurück – ich hatte es geschafft, ich war zu den BEHERRSCHERN DER TELEFONE vorgedrungen, hatte intelligentes Leben, welches auch dem Bezahl-T-rottel in menschlicher Gestalt in Erscheinung treten durfte, gefunden. Bei der Telekom! Das mussten wahrhaftig die Fürsten der Magenta-nis, die schwarzen Postschneckenreiter sein. Und so war es: mein Gegenüber war ein Teamleiter in leibhaftiger Gestalt. Und dies sein Titel war das T-sauberwort! Diesen zu nennen, sollte von nun an die niedere Callcenterkaste in der T-hempelhierarchie daran hindern, mir den Hörer hinzuschmeissen, selbst wenn ich solch perverse Blasphemien verlangen sollte, wie Auskunft über den Grund, weshalb man Geld von meinem Konto stahl.

Was würde mich diese triumphale, neu errungene Macht erreichen lassen? Siehe! Ich errang: Einen grossen, rosa Scheissdreck mit einem „T“-Fähnchen drin.

Zwar gelang es dem Teamleiter -nachdem ich ca. zwei Jahre lang vergeblich versucht hatte, Auskunft über meine Kundendaten zu erhalten- herauszufinden, dass es einen weiteren Anschluss auf meinen Namen gab, dessen Gebühren ich seit nunmehr drei Jahren mitbezahlte, ohne dass dies jemals in ersichtlicher Weise auf einer Rechnung erschienen waere. Zwar sicherte man mir auf dessen Veranlassung auch zu, mir zumindest für diesen Anschluss, die Gebühren für ein Jahr zurückzuerstatten . Allerdings ist schon fast unnötig zu erwähnen, dass das bis heute nichts dergleichen geschehen war.
Also rafftte ich mir einmal wieder die letzten verbliebenen Nerven zusammen für eine weitere Runde Don Quixote gegen den Support eines Unternehmens, das mir ausser den geschilderten, noch eine jahrelange weitere Liste von Grausamkeiten angetan hatte, die ich in den kommenden Tagen schildern werde.
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle meinen Zusammenprall mit der „Qualitäts“sicherung des unsympathischen magenta Moloches schildern, welche dafür zuständig zu sein scheint, dass der T-Service auch weiterhin eine Maschinerie zum Abwimmeln und Beleidigen von ohnehin schon mies behandelten Kunden bleibt. Ich habe heute namentlich Frau M. von der QS besondere Erwähnung dafür versprochen, meine Forderung, mir die bis zum heutigen Tage vorenthaltenen Telefonrechnungen zuzusenden nicht nur ausgeschlagen zu haben, sondern zudem mit unsachlichen, sogar beleidigenden Unterstellungen, meinen Bildungshintergrund betreffend, auf meine berechtige Forderung reagiert zu haben. Sollte ich meine Schuld hiermit nicht erfüllt haben, so bemerke ich vorsichtshalber noch, dass ich nicht den Eindruck habe, Frau M. wäre in irgendeiner Weise daran interessiert den Service ihres Unternehmens zu verbessern. Ich würde Frau M. sogar deutlich eher auf der Seite des Problems, als auf jener der Lösung positionieren. Falls irgendwelchende Zweifel daran bestehen, dass der letzte Absatz jeder Ironie entbehrte, schliesse ich mit der Bemerkung, dass ich eigentlich nur „ein paar Zeilen bloggen“ wollte, während ich auf den von Frau M. versprochenen Rückruf wartete. Drei Stunden lang.
Frau Mai, glauben Sie mir: ich meine es immer noch „lustig“. Ich nenne Ihre weitere Karriere mal ganz spassig den ersten „Ground Zero“ eines soeben begonnen Atomkriegs. Hören Sie die Sirenen?

Über Tom

"Die meisten 'normalen Leute' in meinem Bekanntenkreis würden mich wohl als 'Computernerd' bezeichnen. Die meisten Computernerds -einschliesslich meiner selbst- wären darüber anderer Meinung."
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2 Antworten zu Alleine gegen die T-Error-Com

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