(K)ein Abschied

AX-11: X-Incarnation

Vor etwas über zwei Jahren gründete ich dieses Blog, damals noch unter Blogger.com - probehalber, eher aus Lust, die Bloggerei auch einmal nebenher auszuprobieren als "VJ-Blog, (noch zuwenig) Fotos, Videoclips, Geschichten aus der Hauptstadt" unter der Subdomain http://blog.ax11.de. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass dies bald meine Hauptadresse sein sollte.

Es ging schon ganz am Anfang um alles Mögliche, allein schon deshalb, weil VJ-Content zeitraubend in der Herstellung ist, im "toten" oder rohen Zustand auf dem Server liegend, eben nur eine "tote" Sache, ein Abziehbild eines Sets bleibt und allzuoft mit urheberrechtlichen Fragwürdigkeiten belegt ist. Bald kam meine eigentliche Leidenschaft Nummer eins, die Musik hinzu, flankiert vom ewigen Produktionsmittel, Medium und Thema Computer samt seinen "Nebengöttinen" Internet und Hacking.

Die letzten beiden sind, wenn es um elektronische Kunst per se geht, unverzichtbar; die Musik ist mehr und mehr in den Vordergrund gerückt und...

Szenenwechsel: der gute, alte VJ deutet mit seiner Brille auf einer Leinwand mit Röntgenbildern von Rattenskeletten herum, wie der Onkel aus der Zahnpastawerbung:

Ich habe mich als VJ immer in erster Linie um originellen und lebendigen Content bemüht, der erst live wirklich, eben lebendig wurde und ich darf den Reaktionen des stets geschätzten Publikums, wie auch der Kollegen und Veranstalter entnehmen, dass mir dies zumeist auch gelang. Nun ist der Kunstbetrieb allerdings ein Rattennest, das ist und war mir seit Langem bekannt und ich will mich an dieser Stelle nicht weiter darüber beschweren. Nicht, dass ich allzugrosses Talent zur Ratte hätte (habe ich da etwas von "Ähnlichkeit" gehört?!), aber wenn es um die Musik geht, würde ich niemandem raten, mir in einer jener Kanalröhren und Kloaken durch welche man Musik heutzutage zu zwängen pflegt, in die Quere zu kommen - so viel Ratz' kann und muss ich schon sein.

Zur Doppelratte zu mutieren - also die Mistigkeiten, Intrigen und "Konventionen" in zwei Richtungen zugleich auszufechten, wäre mir allerdings etwas zu viel und zu weit vom Menschendasein entfernt. Zudem habe ich "Video" stets nur aus und mit viel Spass gemacht - ohne Zähne und Klauen und eben ohne jenen Ernst und ohne rättische Rücksichtlosigkeit , die in letzter Zeit allegegenwärtig waren, wo es sich auch nur den kleinsten Vorteil am Set zu sichern galt. Das war und ist für mich kein Spass mehr und nur dieser war das "VJ-Ding" für mich. Einen "Abschieds-Set" wird es nicht geben, der "letzte Vorhang" fiel im selben Moment, wie mein Entschluss, nicht mehr als VJ aufzutreten und der 03.03.2007 wird der erste und letzte VJ-Set sein, den ich absage.

Am Wesen dieses Blogs wird das nicht viel verändern - das Motto ist schleichenderweise ohnehin schon lange vom "VJ-Blog" weggedriftet - diese Nische haben die vlogs besetzt - und wird sich vielleicht in nächster Zeit, da es nicht mehr ganz so einem Wackelpudding an der Wand ähnelt einmal konkretisieren, das Geranze um die leidige Politik kann ich mir ohnehin keinen halben Tag lang verkneifen und ich schreibe es lieber hierhin, als den lieben, langen Tag meine Freundin oder die Nachbarschaft zu belästigen - das Internet, bzw. die Kiste kann man nämlich auch ausschalten, wenn's nervt. Naja, angeblich. Gehackt wird weiter, auch wenn mencoder und Konsorten wohl ein wenig zurücktreten und Jack und seinen kleinen Freunden den Vortritt lassen müssen, Videos wird's höchstens ausnahmsweise und grossen Anspruch geben, ansonsten...