RSS-Reader: Zwei taufrische alte Bekannte

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Screenshot: Liferea

Eigenständige RSS-Reader sind in letzter Zeit gegenüber ihren online-Pendants, wie Google-Reader oder Bloglines weitgehend ins Hintertreffen gelangt. Angesichts immer unverschämterer Fälle von Datensammelwut und -Missbrauch der letzten Zeit – und oft nicht eben durchsichtiger Datenschutzbestimmungen der einschlägigen Online-Services, liegt es jedoch nahe, persönliche Daten, die sowohl aussagekräftig gebündelt, als auch hochgradig personalisiert sind, (wieder) etwas „näher bei sich zu tragen“ –

insbesondere, wenn es nicht nur relativ einfach geht, Daten selbst zu verwalten und zu nutzen, wie im Fall von RSS-Newsfeeds, sondern auch durchaus komfortabel. Ich habe diese Überlegungen also einmal zum Anlass genommen, mir zwei „alte Bekannte“ in ihren aktuellen Versionen genauer anzusehen.

Unter Linux zählt der Feedreader Liferea (siehe oben), schon länger zu den bestehenden Grössen. Vollständig in C programmiert, ist er nicht nur ziemlich schnell und auch für kleinere Rechner gut geeignet, sondern auch ohne grosse Umstände oder Abhängigkeiten zu installieren und -vom Normalfall ausgehend, dass dort ohnehin ein Browser aus der Mozilla-Familie (Firefox, Iceweasel, etc.) installiert ist- ausgesprochen gut in den Reigen der sonstigen Web-Anwendungen integriert. Entsprechend komfortabel fällt mit der aktuellen Version des -früher einmal eher spartanischen, inzwischen aber mächtig erwachsenen Programmchens- das Arbeiten auch aus: Ob nun lediglich Zusammenfassungen der Artikel in Liferea selbst und der komplette Artikel im Webbrowser angezeigt werden soll, oder der Webbrowser gleich komplett im Artikelfenster Lifereas, lässt sich so einfach konfigurieren, wie auch ziemlich ausgefallene Optionen, etwa den Artikelbrowser als Tab von Liferea anzuzeigen – oder umgekehrt jeden Artikel in einem neuen Tab von Firefox zu öffnen. Liferea steht jedenfalls den Online-Readern in nichts nach. Umfangreiche Möglichkeiten, Feeds zu bündeln, zu bookmarken und exportieren fehlen ebensowenig, wie die Möglichkeit, die gesamte Liste der abonnierten Feeds als OPML-Datei zu importieren oder zu exportieren. Im Endeffekt ist eine, auf einen Datenträger, auf eine Website oder auf einen mobilen Client exportierte OPML-Liste eigentlich alles, was man braucht, um „seine“ RSS-Feeds von überall aufrufen können. Zur Not reicht es sogar, sich diese in ein Postfach bei einem Webmailer zu legen. Mit welcher -webbbasierten oder lokal installierten- Anwendung man dann darauf zugreifen möchte, entscheidet sich vor Ort. Irgendetwas OPML-Fähiges dürfte man zur Not überall auf der Welt antreffen, wo wenigstens rudimentäre Internetnutzung angeboten wird

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Screenshot: RSSOwl

Screenshot: RSSOwl

Die Möglichkeit, seine News über Proxy-Server (zB. Privoxy zum Filtern von Werbung, oder div. Anonymizer) abzurufen, bieten übrigens beide vorgestellten Anwendungen.

Nummer zwei stellt der Java-basierte RSS-Readers RSSOwl, dar. Der nicht nur unter Linux et.al. sondern praktisch überall, wo es eine aktuelle Java-Umgebung gibt, läuft. Wenn notwendig, auch ohne Installation (und ohne Administratorzugang), aus dem Heimatverzeichnis heraus – oder vom USB-Stick. Dem „write once, run everywhere“ Anspruch von Java zum Trotz, lässt sich hierbei jedoch nicht beliebig das System wechseln, das heisst, es gibt je eine Version für Windows, eine für OSX, etc. Da die gesamte Anwendung nur knappe 15MB umfasst, dürfte es im Bedarfsfall allerdings kein Problem darstellen, zwei oder mehr Versionen auf einen gängigen Hosentaschensepeicher zu packen. Selbstverständlich lassen sich auch mit RSSOwl Feeds als OPML im- und exportieren und natürlich auch zwischen verschiedenen Versionen von RSSOwl. Besonders angenehm fiel mir die mittlerweile sehr gut geglückte Integration von kompletten HTML-Artikeln unter Linux auf; waren die Unixoiden doch einst eher etwas stiefmütterlich bei RSSOwl vertreten – aber davon, zumindest unter Linux/x86 keine Spur mehr. Die Import/Export- und sonstigen Verwaltungsmöglichkeiten für Newsfeeds gestalten sich bei RSSOwl äusserst üppig. Ich hatte den Eindruck, ich würde Wochen brauchen, um sie alle auszuprobieren – und hätte vermutlich die Hälfte wieder vergessen, bevot ich sie niedergeschrieben hätte. Trotzdem keine Spur von Unübersichtlichkeit: Die Dinge, die man auf die Schnelle braucht, sind, dank der sehr klaren und angenehm schnörkellosen Oberfläche auch auf den ersten Blick zu finden. Besonders angenehm, das Feature, wichtige Artikel „festzupinnen“, das sofort ins Auge springt und ohne einmal drüber nachdenken zu müssen, genau so funktioniert, wie man es erwartet. Eine Eigenschaft, die man RSSOwl ganz generell nachsagen kann, obwohl es durchaus grosszügig dokumentiert ist und -wie erwähnt- mit zahlreichen zusätzlichen Features aufwartet, die weit über das schlichte und schnelle Lesen von Newsfeeds hinausgehen und sich insbesondere auf das Bündeln, Zusammenfassen und Exportieren (HTML, PDF, RDF…) von Nachrichten erstrecken. Im Endeffekt lässt sich mit ein paar überlegten Klicks so aus der eigenen „Morgenlektüre“ so etwas wie die eigene Tageszeitung basteln.

Fazit: Wer seine Angelegenheiten im Zweifelsfall lieber in der eigenen Händen, als in fremden sieht, beim Verwalten und Lesen von Newsfeeds etwas mehr Komfort möchte, als den der „üblichen Verdächtigen“, oder einfach nur neugierig ist, wie die Alternativen zu Letzteren aussehen, sollte ruhig mal einen Blick auf lokal installierte RSS-Software werfen. Der Aufwand ist minimal und die Erfahrung jedenfalls wert.

Über Tom

"Die meisten 'normalen Leute' in meinem Bekanntenkreis würden mich wohl als 'Computernerd' bezeichnen. Die meisten Computernerds -einschliesslich meiner selbst- wären darüber anderer Meinung."
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1 Antwort zu RSS-Reader: Zwei taufrische alte Bekannte

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Da könnte ja jeder kommen und kommentieren!

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