Das Plektrum ist zum Zupfen da

saege

Sä-Gitarre (Fuxo-/Schwanzocaster, ca. 1960)

Oder "Design" ist, wenn man trotzdem quatscht. Diese Reportage (arte Design über die Fender Strat) muss man gesehen (und zwar schnell, solange es sie noch online gibt*!) haben, damit man es glaubt. Da gilt auch "Designer" oder "grafisch visuell" nicht als Entschuldigung für fachliche Inkompetenz, denn Design (zu deutsch "Entwurf") bedeutet eben auch, dass man die Funktion dessen versteht, was man entwirft, oder halt eben worüber man berichtet, wenn man schon für die Glotze arbeitet. Davon kann hier nun wirklich keine Rede sein. Dafür hat es durchaus den Reiz des Bizarren und birgt so einige seltene Perlen der Realsatire, wenn die vollkommen regungs- und ahnungslose Stimme aus dem Off dem fassungslosen Zuschauer im Brustton der Synchronsprecherüberzeugung einen Rickenbacker-E-Bass und sogar einen frühen halbelektrischen Kontrabass (wenn ich mich nicht täusche, ein -erfolgloser- 50er Jahre Prototyp von Epiphone) als "E-Gitarren" oder den deutlich sichtbar hohlen Corpus einer Halbakustik als "aus Massivholz gefertigten Solid Body" vorstellt, oder erklärt, ein Plektrum diene zum "Zupfen". Fast jeder Satz enthält so einen Knaller - die Autoren müssen wohl Grafik- oder Webdesigner gewesen sein, falls es keine Praktikanten waren. Gitarristen waren es jedenfalls nicht...

*damit geht's auch abzuspeichern, aber ich habe niemanden angestiftet 😉

Über Tom

"Die meisten 'normalen Leute' in meinem Bekanntenkreis würden mich wohl als 'Computernerd' bezeichnen. Die meisten Computernerds -einschliesslich meiner selbst- wären darüber anderer Meinung."
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6 Antworten zu Das Plektrum ist zum Zupfen da

  1. musikdieb sagt:

    Wozu ist ein Plektrum denn sonst da wenn nicht zum Zupfen? Zum Streichen etwa? Also man kann damit natürlich auch noch so schön schräg von unten nach oben über die Basssaiten sägen, aber das macht immer Scharten in die Pleks und ja auch nur bei voll overdrivtem Verstärker richtig Spass – wohingegen ich mit zunehmendem Alter eher zu den ruhigen Klängen tendiere… Ich meine OK, man nutzt das Plek manchmal auch zum Schrammeln, aber jede etwas fortgeschrittenere Technik ist doch im Grunde eine Art Zupfen bzw. Picking…

    Davon mal abgesehen: der Film scheint auch mir etwas daneben. Hab mal kurz reingeschaut. Reiner Produktfetischismus ohne viel Hintergrund…

  2. musikdieb sagt:

    Ha. Und gerade bei Wikipedia gefunden: „Zupfmusik ist Musik, die auf Zupfinstrumenten gespielt wird. Zupfinstrumente sind Saiteninstrumente, bei denen über einem flachen, gewölbten oder bogenförmigen, oft hölzernen Klangkörper Saiten gespannt sind, die mit den Fingern, einer Feder oder einem Plektrum gezupft werden.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Zupfmusik

    • Tom sagt:

      Tja. Da muss ich passen. Ich spiele ja erst knapp 30 Jahre Gitarre und kann mich da nur auf mein allererstes Gitarrenlehrbuch berufen. Das war ein grauenhaftes Machwerk aus den frühen 70ern und hiess „Schlaggitarre“. Leider besitze ich das nicht mehr, aber ich glaube mich erinnern zu können, dass auf der ersten Seite stand, warum es so hiess – und zwar deshalb, weil es darin nicht um das mehrstimmige „Zupfen“ von Melodien mit der rechten Hand ging (das ich erst viel später immerhin so weit lernte, dass es für Bach, Sor und ein bisschen Flamenco und klassische Gitarre vom Blatt weg, reicht), sondern um das Schlagen von Akkorden mit dem Pick.
      Dann habe ich das vermutlich auch einer Menge Leute falsch beigebracht und unter Kollegen jahrzehntelang falsch benutzt. Aber was will man machen – damals gab es halt noch keine Wikipedia.

      • musikdieb sagt:

        Naja, ich spiele auch so gute 30 Jahre Gitarre. Aber da es ja früher kein Wikipedia und sowas gab, wie du sagst, habe ich Vieles erst später gelernt. Daher mag es sein, dass auch ich falsch informiert bin. Ich würde anhand deiner Aussagen vermuten, dass damals ein paar Musiker/Musikjournalisten versucht haben, „Schlaggitarre“ als Äquivalent zu „Flatpicking“ einzuführen, und das sich aber nicht so ganz durchgesetzt hat…

        Dabei fällt mir ein, bisher habe ich, wenn ich irgendwem irgendwas erklärt habe, manchmal „Saiten anschlagen“ gesagt, manchmal „anzupfen“ oder „drauflosschrammeln“, je nach Bedarf. Über die „korrekte“ Bezeichnung hatte ich mir aber noch nie Gedanken gemacht. Wieder was dazugelernt…

Da könnte ja jeder kommen und kommentieren!

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