Wer alles weiss, ist immer schuld

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...und das ist noch nichtmal wirklich scherzhaft gemeint: Wie's die NSA als Beansprucher der "total information awareness" auch dreht und wendet, im aktuellen Schlamassel um Heartbleed hat sie die Arschkarte gezogen.


Entweder, die Schlapphüte wussten um die Sicherheitslücke und haben nichts davon gepfiffen, um sich eine bequeme Hintertür in bestimmte (trotz aller Panikmache: längst nicht alle) verschlüsselte Verbindungen offenzuhalten, dann haben sie in schwerwiegender Weise gegen ihren Auftrag verstossen. Der lautet nämlich -man glaube es kaum- keineswegs, alles und jeden auf Teufel komm' raus zu bespitzeln, sondern Schaden von ihren Brötchengebern, also den Bürgern, der Industrie, überhaupt der ganzen USA abzuhalten. Die eigenen Schützlinge jahrelang mit sperrangelweit offener Verschlüsselung im Netz zu lassen, ohne ein Sterbenswörtchen zu pfeifen, lässt sich wohl kaum mit den besagten Aufgaben vereinbaren. Zumindest nicht auf glaubhafte Weise.


Oder aber die NSA hat tatsächlich nichts von dieser -zumindest mit den gewaltigen Ressourcen des grössten Geheimdienstes dieser Zeiten- im Nachhinhein eigentlich nicht besonders schwer aufzufindenden Sicherheitslücke geahnt. Dann wären sie allerdings die grössten -und bei weitem teuersten- Nieten und Vollhonks unter der Sonne. Zusammen mit der Tatsache, dass ein einziger, kleiner Vertragsangestellter in der gewaltigen "Intellegence Community" ausreichte, um die NSA, schlimmer: die gesamten USA, weltweit bis auf die Knochen zu blamieren, würde das ein ziemlich vernichtendes Bild vom "Supergeheimdienst" zeichnen.


Alles in allem eine keineswegs überraschende Situation, sondern eine, die sich so logisch wie unweigerlich aus dem Anspruch, wirklich alles wissen zu wollen, ergibt. Wenigstens das hätte man tatsächlich vorher wissen müssen - selbst ohne Supercomputer, Backdoors und ohne den Daten- und Telefonverkehr kompletter Länder abzuhören. Da hätte eigentlich schon eine Viertelstunde Nachdenken gereicht. Fähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen natürlich vorausgesetzt. Genau da hat es aber wohl gehapert und hapert es unverändert weiter.


Anderenfalls hätte man nämlich auch vorhersehen können oder müssen, dass schon von den reinen Gesetzesmässigkeiten der Wahrscheinlichkeit her früher oder später einer wie Snowden kommen musste.

Über Tom

"Die meisten 'normalen Leute' in meinem Bekanntenkreis würden mich wohl als 'Computernerd' bezeichnen. Die meisten Computernerds -einschliesslich meiner selbst- wären darüber anderer Meinung."
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